Die Gretchenfrage - und dann kam Irma

Hier kommt die Fortsetzung …..

Nach dem Speeddating hatte ich bereits ein klares Gefühl, aber teilte dies meiner Familie noch nicht mit. Sie sollten sich ebenfalls einen eigenen Eindruck verschaffen, damit wir uns dann gemeinsam entscheiden können.

Das Ergebnis fiel einstimmig aus. Wir alle entschieden uns für Irma.

Sie ist 27 Jahre alt und kommt aus Indonesien. Sie hat ihren Mann und die 2 Söhne zurückgelassen, um in Singapur Geld zu verdienen, dass die Familie ernährt und den Söhnen eine gute schulische Ausbildung ermöglicht. 

Da sie seit mehr als 14 Tagen ohne Anstellung war, musste sie zuerst das Land verlassen und mit der Fähre nach Indonesien ausreisen, um von dort aus wieder neu einzureisen, nachdem ihre Arbeitsgenehmigung bewilligt worden war.

Dann konnte ich zur Agentur kommen um sie „abzuholen“. Das ist schon sehr sonderbar und ich fühlte mich häufig nicht wohl in meiner Haut. Die Tatsache, dass ihr Pass und all ihre Unterlagen mir ausgehändigt wurden und nicht ihr, machte das Ganze nicht besser.

Für die Zeit, die die Maids unter der Obhut der Agenturen verbringen, häufen sich Kosten an, die sie meist nicht bezahlen können. Diese Schulden, der Agentur gegenüber, werden dann von den zukünftigen Arbeitgebern ausgelöst. Mit der Konsequenz, dass die Maids in den ersten Monaten kaum etwas verdienen, weil sie diese Schulden erst einmal „abarbeiten“ müssen.

Die ersten Tage und Wochen waren für uns alle nicht leicht. Wir hatten das Zimmer für sie vorbereitet und in einer Art Wochenplan alle Arbeiten im Haus notiert, um ihr und uns einen Überblick zu geben und mögliche Unsicherheiten vorwegzunehmen. Deutsche Gründlichkeit ;-)

Wir mussten uns erst aneinander gewöhnen. Für die Kinder war es ganz komisch, jemand Fremden im Haus zu haben. An einem der ersten Tage, wir hatten gerade das Essen fertig und saßen alle am Esstisch, nahm Irma ihren Teller und setzte sich damit in der Küche auf den Boden. Wir alle sahen uns an und fühlten uns unbehaglich. Wir baten sie, sich zu uns zu setzen, aber das überforderte sie sichtlich. Die Kinder liefen gehörig Sturm und ich versuchte ihr zu erklären, warum das für uns keine Option ist. Sie verstand es und wir fanden gemeinsam eine Lösung. 

Beim Bad putzen fragte sie mich, ob sie den Boden mit der Bürste (kleine Handbürste) schrubben soll und die Wäsche wollte sie mit der Hand waschen. 

Es beeindruckte mich tief, was diese Frau leistete und in einigen Gesprächen der Anfangszeit verstand ich immer besser, in welcher Umgebung und welchen Umständen sie die letzten Jahre verbrachte. Sie war in einer chinesischen Familie, kümmerte sich um Haushalt, Kochen, die Betreuung von 2 Kindern und pflegte die Großmutter der Familie. Sie hatte so gut wie nie frei. Es überforderte sie Anfangs komplett, dass wir so wenig Ansprüche an sie stellten (und dabei habe ich sehr genaue Vorstellungen von Sauberkeit und Haushaltsführung!) und sie war in dauernder Sorge, ob sie etwas falsch machen würde.

Je mehr Zeit verging, umso besser konnten wir uns aneinander gewöhnen und einander verstehen. Irma drückt fast täglich ihre Dankbarkeit aus, dass sie in unserer Familie ist und wünscht sich heute schon, dass es nicht nur 3 Jahre sind. 

Für uns ist es ein Geschenk sie bei uns zu haben, denn es ist eine ganz wundervolle Person. Sie ist eine ehrliche, freundliche und lustige Seele und kann zudem super asiatisch kochen ;-)))

  Viele Grüße aus dem fernen Singapur.

🙏

Melanie

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