Loslassen


Part 1 des Abenteuers

Es ist schon eine ganz besondere Situation. Eine in der man alles auf den Prüfstand stellt und sich überlegt, dient mir das oder dient es mir nicht. 

Allerdings hatte ich nicht mit einer Dimension wie dieser gerechnet…


Aber erst einmal an den Anfang:

Meine Familie und ich ziehen für 3 Jahre ins Ausland. Nicht nach Österreich oder Italien - sondern nach Singapur. Die Herausforderung dabei ist unser gesamtes Hab und Gut so zu reduzieren, dass es in einen Schiffscontainer passt. 

Wobei wir mitten im Thema wären. Man kann ja viel in Zeitschriften und Büchern lesen über die „Kraft des Loslassens“ oder die „reinigende Wirkung des Loslassens“. Wenn die Situation dann da ist fühlt es sich sowieso ganz eigen an. Mein Mann und ich haben uns darauf geeinigt, alles was wir ein Jahr lang nicht mehr benutzt haben auszusortieren. Also habe ich damit begonnen, jeden Gegenstand einmal in die Hand zu nehmen und mich zu fragen, ob er mir dient. Es war einfach unglaublich wieviele Dinge wir hatten, die dieser Prüfung nicht stand hielten. Es hat ganze 2 Monate gedauert, bis ich damit in Haus und Praxis fertig war. 

2 Monate!!!

Ich selbst habe früher schon immer wieder und gerne entrümpelt und tue mir leicht Gegenstände/Materielles loszulassen. Die Reaktionen von Familie und Freunden zu diesem Thema hätten allerdings unterschiedlicher nicht sein können. Mir wurde bewußt wie verschieden wir Menschen doch in dieser Situation empfinden und darauf reagieren. Für den ein oder anderen wäre das bereits ein Grund gewesen niemals diesen Schritt - ins Ausland zu gehen - zu machen. 

Die Information, dass wir nach Singapur gehen hat die unterschiedlichsten Reaktionen ausgelöst - viele waren schön, andere waren eher schwierig. Es zeigen sich die Erwartungen die andere an uns haben oder die wir an die Anderen haben in so einer Situation viel deutlicher als im Alltag. Es war eine große Herausforderung damit umzugehen und unserem Traum zu folgen, loszulassen - die eigenen Erwartungen und die der anderen an uns. 

Meine ganz persönliche Herausforderung war nicht das Loslassen der Gegenstände sondern das Loslassen meiner eigenen Gedanken…

Viele der aussortierten Gegenstände wollte ich gerne weitergeben und wusste intuitiv wer sich darüber freuen würde oder wem sie „dienen“ würden. Aber ich hatte da diese Hemmung in mir. Oder besser gesagt diese Stimme, die immer wieder sagte, „Wie kommt das denn an, wenn du deine abgelegten Sachen verschenkst. Das Zeug will doch keiner mehr. Drückst den anderen deinen Müll auf.“ Ich durfte die Erfahrung machen, dass sich sehr viele Menschen darüber gefreut haben und das hat auch in mir große Freude erzeugt. Und sogar noch mehr Lust gemacht zu teilen. Dem Kindergarten unserer Kinder haben wir eine Kiste mit Kinderspielen gegeben, der Mittagsbetreuung Spielsachen und viele unserer aussortierten Kleidungsstücke durften weitergegeben werden oder mit einer lieben Bekannten nach Rumänien gehen und dort ihren neuen Träger finden.

Ich kann allen Menschen nur empfehlen dies auch einmal zu tun.

Als weiteres Übungsfeld darf ich die Naturheilpraxis, die ich die vergangenen Jahre mit viel Herzblut aufgebaut habe, in die Hände einer lieben Kollegin geben. In diesem Fall bedeutete loslassen, dass ich meine Gefühle zugelassen und mich dem Heulen hingegeben habe. Und siehe da - eine Stunde später ging es mir deutlich besser. Tränen - Loslassen pur! 

Loslassen bedeutet für mich zu erkennen dass ich vollständig bin, außerhalb von mir nichts notwendig ist um mich „komplett zu machen“. 

Dadurch sehe ich heute alles was mir begegnet als Bereicherung. Wie ein Geschenk, dass man bekommt aber nicht erwartet hat. 


Viele Grüße aus dem fernen Singapur.

🙏

Melanie

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